Seit diverser Zielankünfte kann ich bestätigen: Auch alkoholfreies Weizenbier schmeckt lecker!

 

Es war einmal ...

 

 ... ein Mann, der jeden Abend nach der Arbeit nach Hause gefahren  ist, herzhaft gegessen hat und sich dann mit ner Tafel Schokolade oder ner Tüte  Erdnussflips vor den Fernseher gesetzt hat. Eben dieser Mann hatte auch ne  Waage und nen Spiegel. Und siehe da, der Spiegel zeigte schonungslos genau das,  was die Waage digital zum Besten gab. Wie konnte das sein? Der Mann hatte doch  früher meist so zwischen 70 und 75 Kilo und jetzt ...? Nein, das musste  ein technischer Defekt sein, doofe Waage! Aber da war halt auch noch der Spiegel  ...

 

 Nun war guter Rat teuer. Auf einmal fielen dem Mann die alten Turnschuhe ein,  die er neulich mal unterm Schränkchen gesehen hatte. Das war die Lösung:  Sportschuhe, Jogginghose und T-Shirt an und los gings. Ein paar mal vom Friedhof Weisenbach ins Sängerheim und wieder zurück -  das wäre doch gelacht! Und ab gings ... bis zur ersten Kurve. Hmmm, ist vielleicht nicht die optimale Strecke, ein bisschen zu steil. Kurze Gehpause? Sicher doch. Und dann wieder hundert Meter bis zur nächsten Schnappatmung ...

 

Doch das, was jetzt nach Slapstick klingt war der Grundstein für all das, was ich bis heute sportlich erreicht habe! Am Anfang wars schon recht mühsam. Ich hab nach ein paar Wochen ne Laufanalyse gemacht und mir den passenden Schuh gekauft, Funktionskleidung, ne Pulsuhr. Step by Step gings voran, doch am Anfang hat sich er Körper gegen die ungewohnte Belastung gewehrt. Mal hats am Knie gezwickt, mal am Oberschenkel und auch mal an der Hüfte. Und manchmal ging mir auch einfach ein wenig die Motivation flöten. An diesem Punkt darf ich meinen Kollegen Uwe Spieler, einen erfahrenen Marathonfinisher, erwähnen, der mich hin und wieder etwas mitziehen musste, damit ich nicht zu sehr ins alte Strickmuster zurückfiel. Und so arbeitete ich mich langsam voran. Zum ersten mal über 10 km im September 2007, im Juli 2008 erstmals 15 km und die 20 km fielen im November des gleichen Jahres. Im Juli 2009 hatte ich dann die 25 km geknackt und beim Fiducia Badenmarathon im September 2009 startete ich zusammen mit zwei Arbeitskollegen beim Staffelwettbewerb und absolvierte somit meinen ersten ofiziellen Wettkampf, dem im selben Jahr noch drei weitere folgen sollten, unter Anderem beim Winterstrassenlauf in Bruchhausen mein erster Halbmaraton in 1:50:31 Std.

 

Der Anfang war also gemacht und der Termin für meinen ersten Marathon stand schon seit längerer Zeit fest. Im Septermber 2010 in Berlin sollte es soweit sein. Und die ersten Ergebnisse dieses Jahres waren schon vielversprechend. Beim Dämmermarathon in Mannheim z. B. verbesserte ich meine HM-Zeit um mehr als 5 Minuten auf 1:45:21 Std. Doch es sollten im Vorfeld auch Rückschläge folgen. Beim Schloß Stutensee Sommernachtslauf erlebte ich zum ersten mal, wie ein Wettkampf nicht laufen soll. Es war Samstag, der 10. Juli und es hatte um 17.00 Uhr noch über 35 Grad. Ich war kurz zuvor noch auf Mallorca im Urlaub gewesen und sowohl Fitness als auch Gewicht waren alles Andere als vorbildlich. Aber geblendet durch meine vorherigen Leistungen ging ich den Lauf an, als gäbs kein Morgen ... um schon nach drei Kilometern gewaltig eins auf den Deckel zu bekommen. Ich hangelte mich weiter bis etwa km 9, dann legte ich eine erste Gehpause ein. Gut, für diese Verhältnise gabs definitiv zu wenig Verpflegung unterwegs aber ich brauchte die Schuld nicht bei Anderen zu suchen. Ich war nicht fit, war zu schwer und bin viel zu schnell angegangen. Aber mir fehlte da einfach noch die Erfahrung, gewisse Situationen einzuschätzen. Eine Zeit um 1:50 - 1:55 Std wäre trotz der Hitze bestimmt drin gewesen. Doch schon damals sagte ich mir: "DNF ist keine Option, Augen zu und durch"! Umsichtige Mitmenschen haben die Läufer mit Gartenschläuchen abgespritzt oder mit Gießkannen geduscht. So hab ich mich dann wenigstens noch in 2:04:39 Std. ins Ziel geschleppt. Erstaunlicherweise wurde ich mit dieser Zeit noch 63. von 94 Finishern ... das sagt einiges über die Bedingungen aus. Aus Fehlern lernt man und schon eine Woche später hatte ich beim Hornisgrinde-HM die Chance, die Scharte auszuwetzen. Und es ist mir gelungen. Trotz einiger steiler Anstiege erreichte ich in diesem Lauf in 1:48:50 Std das Ziel. Damit war das Negativerlebnis von der Vorwoche kompensiert und ich startete mit reichlich Rückenwind in meinen 10-Wochen Vorbereitungsplan nach Herbert Steffny mit der Zielzeit 3:59 Std.  

 

Voller Elan startete ich mit den ersten Einheiten. Intervall-Training machte mir nicht so viel Spaß, während ich die langsamen, langen Läufe echt genoss. Den Vorbereitungs-Halbmarathon lief ich in Schapbach und der hatte es wirklich in sich. Im Vergleich zu diesem Lauf ist der Hornisgrinde-Halbmarathon flach! Als ich diesen Lauf in knapp über 1:48 absolviert hatte wusste ich, dass ich den Marathon in unter vier Stunden schaffen konnte, auch wenn ich dieses Ziel im Vorfeld meines ersten Marathons nicht all zu sehr propagiert hatte. Mein offizielles Mindestziel war eine Zeit unter 4:20 Std. So spulte ich mein Programm runter, sämtliche Einheiten hatte ich in den erforderlichen Vorgaben geschafft ... und dann hat anderthalb Wochen vor dem Start ne Erkältung zugepackt! Das durfte einfach nicht wahr sein! Den letzten langen Lauf am Sonntag vor dem Marathon musste ich sausen lassen und auch einige kleinere Einheiten fielen meinem körperlichen Zustand zum Opfer. Ich war ziemlich verzweifelt. Sollte mir so ein Mist nun noch nen Strich durch die Rechnung machen? Drei Tage vor der Abfahrt nach Berlin gings mir glücklicherweise wieder besser und einige Leute mit Marathonerfahrung hatten mir versichert, dass der Verzicht auf die letzten Einheiten kein größeres Problem darstellen würde. Die Basis wurde in den neun Wochen davor geschaffen. Und so machte ich mich auf den Weg nach Berlin. Wie es weiterging, könnt ihr in der Rubrik "mein erster Marathon" nachlesen!

 

Aber Eins muss ich hier noch loswerden! Vielleicht klingt das Alles jetzt ein wenig einfacher, als es wirklich war. Nein, ich war keine große Sportskanone, als ich mit dieser Mission begann und ich habe meine Ziele trotzdem erreicht. Aber neben der körperlichen Fitness, die ich mir Schritt für Schritt erarbeitet habe, ist ein Faktor von entscheidender Bedeutung: Der Wille, diese 42,195 Kilometer zu bezwingen!

 

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass sowohl bei der Vorbereitung, als vor allen Dingen auch während des Lauf mal der Punkt kommt, wo es hart wird. Und auf diesen Punkt muss man auch mental vorbereitet sein. Ich war bei meinem ersten Marathon so darauf fokusiert, mein Ziel zu erreichen, dass mich nichts und niemand hätte aufhalten können. Mir gings zum Ende hin nicht mehr besonders gut, aber der Wille hatte gesiegt!

 

Keep on running!